08.04.2020 11:26

Eine partnerschaftliche Verwirklichung

„In jeder Generation soll der Mensch sich so sehen, wie wenn er selbst aus Ägypten ausgezogen wäre.“  Eine starke Aufforderung aus der Pessach-Haggada, der jüdischen Liturgie zur Pessach-Feier!  Was haben uns die Schilderungen von Exodus und die Texte aus den Evangelien zur österlichen Auferstehung zu sagen? Die Osterbotschaft ist voller Bezüge und Analogien zur Erzählung aus dem alten Testament, wie die zeitliche Verortung zu Pessach oder die Symbolik des Lammes. Ostern – in diesem Licht betrachtet – bekommt eine unendliche Tiefe, eine Erzählung aus der Vergangenheit wird plötzlich sehr gegenwärtig. Mitten in der historischen Erzählung des Volkes Israel wird jeder einzelne Mensch in der Gegenwart angesprochen.

Auferstehung vor dem Tod

Wie kann eine Erfahrung früherer Generationen eine eigene Erfahrung werden? Was wird alles möglich, wenn ich diese Botschaft tatsächlich auf mein eigenes Menschenleben hin deute? Was hat sie zu sagen, gerade in der jetzigen Situation, wo wir alle, als einzelne und als ganze Gesellschaft durchgeschüttelt werden?

Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten ist eine Einladung zum Aufbruch, die Osterbotschaft ist eine Einladung zum Aufstehen ins Leben. Die Osterbotschaft will uns sagen: Es gibt schon eine Auferstehung vor dem Tod! Aufstehen, der Weg ist vorbereitet, einer ist vorangegangen, es ist nun an uns zu gehen und aus der Erstarrung, in die wir uns möglicherweise längst schon geschickt haben, wieder ins hoffnungsvolle Sein und Handeln zu kommen. Ebenso finden wir darin eine Aufforderung zu gerechtem Wirken gegenüber andern und zum Gestalten von lebensbejahenden Strukturen. So werden Exodus und Ostern zu einer „Co-Produktion“ zwischen Gott und Mensch im Hier und Heute, eine partnerschaftliche Verwirklichung von Lebendigkeit.

Gabriela Scherer

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