16.01.2018 09:30

Tagung: Ken Wilber und der innere Weg

Der innere Weg des Menschen wurde in allen Jahrhunderten in der Literatur und in geistlichen Texten entworfen. Es wurden Haltungen und Tugenden beschrieben, die für eine gute Lebensgestaltung notwendig sind – Landkarten der Seelenführung.

Der dreifache Weg von Reinigung, Erleuchtung und Einigung der christlich-platonischen Mystik oder der zweifache Weg zur innerer Freiheit und deren Gestaltung in der Nachfolge Jesu in den ignatianischen Exerzitien sind klassische Beispiele dafür. Die zehn Ochsenbilder der Zen-Tradition geben ihrerseits eine Landkarte für die Suche nach der wahren Natur des Menschen. Die Sufi-Tradition hat wiederum mit dem Enneagramm ein dynamisches Modell von Seelenstrukturen geschaffen, das der inneren Reifung dienen soll. Auch der Weg des Yoga folgt, sofern er nicht auf Körperübungen zusammengeschrumpft ist, einer Philosophie der Bewusstseinsreifung. Alle traditionellen Übungswege laden den Menschen ein, an seiner Persönlichkeit zu arbeiten und sich verwandeln zu lassen, sei es durch Meditation, mentale Übungen, Leibarbeit, karitatives und kreatives Tun etc. Im 20. Jahrhundert sind sie mit modernen, psychologischen Kenntnissen in einen Dialog gebracht und tiefer transformiert worden.

Wissen und Weisheit aus allen Traditionen

Ken Wilber hat nun versucht, ein umfassendes, spirituelles Weltbild zu formulieren, das Wissen und Weisheit aus den verschiedensten religiösen Traditionen integriert. Dabei befasste er sich ausführlich mit der inneren Entwicklung des Menschen und hat in der integralen Spiritualität ein eigenes Wegmodell entworfen. So verband er Elemente aus der buddhistischen, der Yoga-Tradition und der christlichen geistlichen Begleitung. Für die Einen scheint im Weg der integralen Spiritualität eine allumfassende Landkarte für das geistliche Wachstum auf. Andere verdanken dem Dialog mit Ken Wilber wesentliche Einsichten. Wieder andere setzen sich kritisch und abgrenzend mit ihm auseinander, nehmen aber die Herausforderung gerne an, die sein Modell stellt.

Dialog und Herausforderung

Die Tagung im Lassalle-Haus stellt den Weg der integralen Spiritualität in den Dialog mit anderen geistlichen Wegen wie der Kontemplation, den Exerzitien, dem Yoga und dem Zen. In Vorträgen, Gesprächsrunden und praktischen Übungen sollen verschiedene Wegmodelle umkreist werden, um ein immer tieferes Gespür für menschliche Grundhaltungen und die Unterscheidung der Geister zu erhalten. Am Samstag ist eine Live-Schaltung mit Ken Wilber persönlich möglich, der sein ganzes Leben der Entwicklung integraler Spiritualität gewidmet und eine Bewegung angestossen hat, die weit über die USA hinauswirkt. Menschen verschiedenster Weltanschauungen und Glaubensrichtungen sind an der Tagung willkommen. Voraussetzung ist die Bereitschaft, sich auf unterschiedliche Traditionsmodelle einzulassen und selbst als spirituelle Persönlichkeiten wachsen zu wollen.

Tagung: Integrale Spiritualität und der innere Weg
2.-4. März 2018, Fr 18:30 - So 13:30
Mit Christian Rutishauser, Peter Widmer, Michael von Brück

Vertiefung: Integrale Spiritualität und Selbstentwicklung
21.-23. September, Fr 18:30 - So 13:30
Mit Peter Widmer

Video: Ken Wilber «Tomorrow's Spirituality»

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