29.04.2019 09:59

«Den Strudel der Gedanken setzen lassen»

«Meine «Lassalle-Haus-Biografie» ist schon ziemlich umfassend, ich komme seit Jahren regelmässig ins Haus und habe bereits Exerzitien gemacht, war mit Noa Zenger und Reto Bühler unterwegs in der Kontemplation, und eine Reise mit Christian Rutishauser führte mich nach Israel und Palästina.

Nach Bad Schönbrunn gehe ich, um an die innere Quelle zu kommen. Ausserdem gefällt mir, wie sich hier säkulare und religiöse Angebote die Hand geben. An der Ken-Wilber-Tagung im vergangenen Jahr habe ich erstmals einen Yoga-Workshop mit Johanna Limacher besucht, und seither gehe ich regelmässig zu ihr ins Yoga. Ein Wochenende mit Yoga zu verbringen, das heisst für mich, aus dem stressigen, bewegten Alltag in die Stille kommen, die Atmung wieder bewusst wahrnehmen, den Strudel der Gedanken und Gefühle wie Teekräuter in einem Glas setzen lassen.
Johannas Kurse stellen immer einen philosophischen Aspekt in den Mittelpunkt: So auch am Wochenende, wo es um Tantrismus und um die Lehre der Chakra ging.

Atem gibt Form

Tantrismus ist eine uralte und umfassende Tradition, die, ins Schweizerdeutsch des 2019 übersetzt, sich höchstens erahnen lässt. Ein einziges Wochenende ist vielleicht gerade einmal ein Crash-Kurs... Wichtig war, die innere Ruhe im äusseren Wandel zu finden. Wann immer ich versuche, ruckweise, ohne zu atmen, eine «schnelle» Entspannung herbei zu führen, merke ich, dass dabei atmen, wie ich es im Yoga bei Johanna lerne, von grossem Vorteil wäre... Ich korrigiere dann und freue mich über die Entwicklung meiner Bewusstseinsstufe (nach Wilber). Das «Eine» zu finden, die Trennung zu überwinden, die Chakren ins Lot zu bringen sind Stichworte zur komplexen, faszinierenden Philosophie.

Johanna referierte engagiert und ruhig, gezielt und doch nicht anhaftend, ohne Recht haben zu wollen, das Richtige suchend. Die Übungen leitete sie präzis und liebevoll an. Was mir gefallen hat: Sie hat ihre Ausführungen mit grossen Plakaten visualisiert. Manchmal sind die philosophischen Impulse nicht einfach zu verstehen. Doch das schöne ist: Was ich im ersten Moment intellektuell nicht nachvollziehen kann, geht mir nachher beim Üben auf. Diese Verbindung von Theorie und Praxis hat etwas sehr Faszinierendes.

Schweigen liegt nicht allen

Manchmal waren die Körperübungen etwas anstrengend, weil ich nicht mehr so kräftige Muskeln habe wie früher. Die Schweigezeiten wurden nicht konsequent eingehalten, besonders auch durch unterschiedliche Motivation der Teilnehmer. Für die einen war es neu und spannend zu lernen, für die andern ein Hindernis beim Kennenlernen von anderen Teilnehmenden.

Was ich von diesem Wochenende mitnehme: Eine bewusste Wahrnehmung des Atems. Ich erlaube mir, öfter inne zu halten, eine «Stoss-Meditation» zu halten. Situativ-intensiv, meine inneren Kämpfer besänftigend, atme ich bewusst. Das Haus, die Umgebung, die Gastgeber und die Stille sind immer wieder eine Freude, die mich meiner inneren Quelle näherbringt.

Das Schild bei der Ausfahrt aus dem Lassalle-Haus bringt es auf den Punkt: Der Weg beginnt jetzt.

Christof S.

 

Die nächsten Kurse mit Johanna Limacher finden Sie hier.

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