15.12.2016 15:35

Begegnung der Religionen

Verbindende Kraft von vier spirituellen Pionieren

Das Lassalle-Haus hat es in seiner Vision verankert: «Dialog ist die einzige Alternative zur Gewalt.» Mit bewusst gepflegten Beziehungen über Glaubensgrenzen hinweg kann Frieden gelingen. Doch was bedeutet es, sich auf andere kulturelle und religiöse Traditionen einzulassen? Und was heisst es, sich treu zu bleiben und sich doch für den anderen zu öffnen? Vier Pioniere im Bauen von spirituellen Brücken machen es uns vor: die beiden Jesuitenpatres Paolo Dall’Oglio und Hugo Enomiya Lassalle, der Benediktiner Henri le Saux und der Karmelit Daniel Rufeisen. Sie stehen im Fokus der Tagung vom 10. bis 12. März, geleitet von Christian Rutishauser und Christian Hackbarth-Johnson und bereichert von namhaften Referenten.

So berichtet der syrische Priester Abuna Jacques Mourad vom christlichen Kloster Mar Musa auf einem Felsvorsprung der Gebirgskette zwischen Syrien und Libanon – in atemberaubender, karger Landschaft auf den Grundmauern eines römischen Wachturmes errichtet. Nach langem Leerstand wurde es in den letzten Jahrzehnten als Ort des Dialogs von Christentum und Islam wiederbelebt. Massgeblich dazu beigetragen hat Paolo Dall’Oglio, Italiener und Jesuit, der im Ursprungsland christlicher Askese seine Berufung suchte. Mitte der 1980er Jahre baute er mit Freiwilligen aus der Gegend und Helfern aus Europa das verfallene Kloster wieder auf. Es bildete sich eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft in weitgehender Selbstversorgung aus ökologischem Landbau und 1991 eine Klostergemeinschaft unter dem Schirm der Syrisch-Katholischen Kirche. Paolo Dall’Oglio war es wichtig, katholische und orthodoxe Christen zusammenzubringen und den Dialog zum Islam zu verstärken. War – der Jesuitenpater wurde im Juli 2013 vom IS verschleppt und ist bis heute verschollen. Auch Abuna Jacques Mourad war 2015 Geisel des so genannten Islamischen Staats und kam glücklicherweise wieder frei.

Von Hugo Enomiya Lassalles Wirken wiederum kündet der neue Film von Christoph Wolf «Brückenbauer zwischen Zen und Christentum». Der Jesuit, der eine Filmproduktionsgesellschaft in München betreibt, zeichnet in eindrücklichen Bildern das Leben seines westfälischen Mitbruders Hugo Lassalle (1898–1990) nach. Dieser wurde in jungen Jahren nach Japan geschickt, setzte sich mit Zen-Buddhismus als geistiger Grundlage der japanischen Gesellschaft auseinander, wirkte nach dem zweifachen Atombombenabwurf als Friedensaktivist und brachte Zen nach Europa.

Ebenso eindrücklich verlief das Leben des Bretonen Henri le Saux (1910–1973), der sich in Indien in die Mystik des Hinduismus vertiefte. Daniel Rufeisen (1922–1998), der vierte im Quartett der Tagung, wuchs als Jude in Polen auf, musste als perfekt Deutsch-Sprechender für die Gestapo arbeiten, wurde nach dem Krieg Karmelit und wirkte in Israel als Brückenbauer zwischen Christen und Juden.

Pioniere im interreligiösen Dialog
Tagung zu vier faszinierenden spirituellen Brückenbauern
10. bis 12. März 2017, Fr 18:30–So 13:30

Brückenbauer zwischen Zen und Christentum

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