30.01.2020 15:43

Wander-Exerzitien

Dem Himmel so nahe…

Sonntagabend im grünen Saal des Lassalle-Hauses. Ich sitze gespannt im Kreis mit Menschen verschiedenster Herkunft und Alters. Gemeinsam werden wir die nächsten Tage unterwegs sein, beim Wandern in der Stille und zugleich jeder Einzelne mit sich und mit Gott. Die Wander-Exerzitien ermöglichen uns, uns einzulassen auf einen äusseren und inneren Weg. Diese spezielle Form ist neu für mich: bisher habe ich allerdings bereits Exerzitien im Alltag oder die grossen 30-tägigen Exerzitien kennengelernt und eingeübt. Auf diese Wander-Exerzitien freue ich mich ganz besonders.

Eine stimmige Struktur

Die Tage beginnen jeweils mit einer Meditation zu einem Psalmwort. Nach dem Frühstück stellen wir uns aus einem reichhaltigen Buffet unseren Lunch zusammen, Tupperware-Boxen und Trinkflaschen stehen ebenfalls bereit. Um neun Uhr fahren wir mit mehreren Autos zum Ausgangspunkt der Wanderung. Vor dem Abmarsch bekommen wir einen Impuls, singen gemeinsam ein Lied, dann gehen wir in der Stille los, mit einem Wort im Herzen, das mit jedem Schritt nachklingt und uns begleitet. Oft bekommt dieses Wort im Laufe des Tages eine neue Bedeutung. Im Laufe des Nachmittags feiern wir an einem schönen Ort Gottesdienst in der freien Natur – mit einfachsten Mitteln, aber immer sehr eindrücklich. Einzelgespräche führen die Kursleitenden während des Wanderns, es redet sich gut beim Gehen in der Natur

Zurück im Lassalle-Haus sind wir jeweils gegen 17.30 Uhr – es reicht gerade zum Schuhe waschen, duschen und etwas erholen vor dem Nachtessen. Am Abend klären wir Fragen, hören den Impuls für den nächsten Tag und runden den Abend mit dem gemeinsamen Gebet ab.

Diese Struktur ist stimmig für mich. So stimme ich mit Vorfreude im Herzen in das Lied ein, das uns durch diese Tage begleiten wird: «Vertrauen ist ein Schritt. Vertrauen ist Schritt für Schritt. Vertrauen ist gehen, immer weiter gehen».

Dankbarkeit und Vertrauen

Wir haben grosses Glück mit dem Wetter: Die ganze Woche ist es strahlend schön. Die Wanderungen gehen von leichten Routen wie von der Sattelegg zum Albrig bis zu richtig anspruchsvollen Touren wie die auf den Wildspitz – alle ziehen mit, niemand macht von der Möglichkeit Gebrauch, den Weg abzukürzen.

Der innere Weg ist aber auch nicht zu unterschätzen: ich spüre jeden Tag eine grössere Dankbarkeit und ein Vertrauen in die Weitsicht des Schöpfers. Das gibt mir viel Kraft. Inmitten der grossartigen Bergwelt erleben wir uns als Teil der Schöpfung. In der Gruppe im Schweigen unterwegs sein ist sehr bereichernd – wir tragen einander in der Stille, nehmen Rücksicht, sind achtsam. Die Impulse sind nicht einfach Worte, sondern bekommen eine besondere Bedeutung für mich in meiner persönlichen Situation. Mein Vertrauen in Gott und in mich selbst ist nach dieser Woche gestärkt. Ein Gefühl von Urvertrauen, grosser Dankbarkeit und Staunen über die Schöpfung – das sind die drei Elemente, die ich mitnehme und die mich auch fortan im Alltag begleiten werden.

Elisabeth I.

Die nächsten Angebote mit Exerzitien / Kontemplation / Zen und Wandern:

23.–28.02.2020, Kontemplation zu Fuss: Nimmermüdes Wirken ist das Wesen Gottes. Mit Noa Zenger und Reto Bühler

31.05–05.06.2020, Wandern und Zen – Meditation auf dem Sitzkissen und in der Natur. Mit Hans-Walter Hoppensack

30.08–04.09.2020, Neue Wege gehen - Exerzitien mit Wandern. Mit Bruno Brantschen SJ, Martin Sarbach, Katarina Kelso

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