Ignatianische Exerzitien
Die Exerzitien (vom lat. exercere – sich einüben) gehen zurück auf die exercitia spiritualia, die «Geistlichen Übungen» von Ignatius von Loyola (1491-1556). Der Mystiker und Gründer des Jesuitenordens hat mit seinen «Geistlichen Übungen» einen bis heute einmaligen Weg christlicher Spiritualität geschaffen. Auf diesem Erfahrungsweg wird das eigene Leben vor und mit Gott betrachtet und geordnet. Exerzitien suchen einen lebensnahen Umgang mit dem Wort Gottes. Sie sind eine wichtige Praxis ökumenischer Verständigung. Eine Offenheit für Angehörige jeder Konfession ist daher selbstverständlich.
Exerzitien im Lassalle-Haus
"Das Ineinander der Hausatmosphäre, der Exerzitienbegleitung und der Natur hat mir innere Sammlung geschenkt. Besonders unterstützt haben mich die Impulse des Begleiters für den Blick auf Christus, die Mitte meines Glaubens."
Bischof Markus Büchel, Bistum St. Gallen
Geistliche Übungen helfen dem Menschen, sich für die Begegnung mit einem liebenden Gott zu öffnen. Im Raum der Liebe wächst Vertrauen. Aus Vertrauen entsteht die Freiheit, das eigene Leben aus dieser Begegnung formen zu lassen. Verletzungen und Ängste, Unfreiheiten und Fixierungen werden behutsam angeschaut und liebevoll gelöst. Exerzitien führen zu einem frischen Blick auf Sinn und Ziel des Lebens. Sie ermöglichen ein Gespür für den persönlichen Weg und führen zu vertiefter Glaubenserfahrung. Dabei geht es im Besonderen darum, dass die Übenden Mass nehmen am Weg von Jesus Christus. In seiner Nachfolge wächst eine innere Freiheit, die es möglich macht, der eigenen Berufung Raum zu lassen und nachzuspüren. Entscheidungen können reifen und fallen. Der Mut wächst, das neu Entdeckte im Alltag und in der Welt in die Tat umzusetzen.
Die Meditation biblischer Texte – eine zentrale Form geistlicher Übung – sowie Stille und regelmässige Begleitgespräche unterstützen den Prozess.
Eingeladen sind Menschen mit einer Sehnsucht nach tragfähiger, spiritueller Erfahrung – Menschen, die im Schweigen und in der Begegnung mit Gott dem eigenen Leben nachgehen und ihre Welt neu ordnen und gestalten wollen.
Übende verbringen die Tage in durchgehendem Schweigen. Je nach Exerzitienform meditieren sie täglich 3 bis 4 Stunden. Die Tage bringen Ruhe, Gelassenheit und Erholung, aber auch Anstrengung mit sich. Dabei können tiefe seelische Prozesse angestossen werden. Deshalb ist es wichtig, dass Übende über eine gewisse, psychische Ausgeglichenheit und Belastbarkeit verfügen.
Für Menschen ohne Exerzitienerfahrung empfehlen wir ein Einführungswochenende; wer an längeren Kursen interessiert ist, setzt sich andernfalls mit der jeweiligen Kursleitung in Verbindung (Kontakt über den Empfang, info@lassalle-haus.org).
Elemente von Exerzitien sind: durchgehendes Schweigen, geistliche Anregungen zu Gebet und Meditation, individuelle Meditationszeiten (bis zu 3 bis 4 Stunden pro Tag), regelmässige, individuelle Gespräche mit einer Begleitperson (diese Gespräche drehen sich um die in der Meditation gemachten Erfahrungen), Körperübungen (nach Möglichkeit der Kursleitung: Shibashi, Qi Gong, Yoga, Eutonie, Tanz usw.), Gottesdienst in katholischer und/oder reformierter Tradition sowie Tagesrückblick.
• Einführungswochenenden
• Vertiefungstage
• Kurzexerzitien (3-4 Tage)
• Einzelexerzitien mit geistlichem Thema (5-7 Tage)
• Einzelexerzitien (Begleitung ausschliesslich im Einzelgespräch, 5-7 Tage)
• Besondere Exerzitienformen (mit Film, Wandern, Singen, Tanzen u.a.)
• Grosse Exerzitien (30 Tage) anhand des Büchleins «Geistliche Übungen» von Ignatius von Loyola
Exerzitien - Exorzitsmus, Exerzieren?!
Ein Bericht von Alena F.
Begegnung mit dem liebenden Gott
Ein Erfahrungsbericht in Einzelexerzitien, von Elisabeth M.
Kontemplative Exerzitien siehe unter Kontemplation
Im Kino gewesen. Geweint.
«Im Kino gewesen. Geweint.» Kennen Sie die viel zitierte Tagebuchnotiz von Franz Kafka? Der Prager Schriftsteller schrieb sie an einem Oktobersonntag 1921, nach der Nachmittagsvorstellung eines Palästina-Films. Der 38-Jährige hoffte, seinen Sehnsuchtsort vielleicht noch zu erreichen – doch Kafkas fragile Gesundheit liess dies bereits nicht mehr zu.
«Filme können Menschen gefühlsmässig stark anrühren, gar spirituelle Erfahrungen auslösen», sagt Christof Wolf, «nicht zuletzt bei Menschen, welche meinen, nicht mehr glauben zu können».
Beten mit Filmen, Pressebeitrag der Luzerner Zeitung mit Christof Wolf.
Die Filmexerzitien bieten wir in Form eines Wochenendes oder eines 6-tägigen Kurses an.
Die Angebote der Kurzexerzitien ermöglichen jungen Menschen einen Einblick in das Geheimnis der Exerzitien. Es sind Übungen, durch die wir schweigen und hören lernen; hören auf das, was Gott uns durch die Worte der Bibel, der Natur und die Ereignisse des Lebens sagen will.
So führen Exerzitien zu einem frischen Blick auf Sinn und Ziel des Lebens und zu einem Gespür für den persönlichen Weg. Eine wichtige Entscheidungshilfe.
Lehrgang "Ignatianische Exerzitien und geistliche Begleitung"
Menschen mit vertiefter Erfahrung in der Exerzitienpraxis haben die Möglichkeit, sich im Lehrgang «Ignatianische Exerzitien und Geistliche Begleitung» ausbilden zu lassen. Diese Weiterbildung führt das Lassalle-Haus in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg/Schweiz durch. Der nächste Lehrgang findet von 2025 bis 2028 statt. Die Informationen dazu finden Sie auf unserer Lehrgangswebsite.
Einführung in die geistliche Gesprächsführung
Diese Weiterbildung, welche vier Wochenend-Module umfasst und eine gute Grundlage für eine weiterführende Ausbildung in geistlicher Begleitung ist, wird voraussichtlich wieder im 2025 durchgeführt.